Dienstag, 27. Dezember 2022

Silvester 🌋

Silvester naht... alle Jahre wieder!


Das Wichtigste gleich vorweg - lasse Deinen Hund in der Silvesternacht niemals alleine. Es gibt so viele unterschiedliche Böller, Geräusche, Lichtblitze und Raketen, die unkontrolliert durch die Gegend fliegen, so dass selbst der coolste Hunde Angst bekommen kann. Eine Bezugsperson (Familie, bekannter Hundesitter), die Schutz vermitteln kann, verhindert daraus evt. entstehende Folgen.

Da wo sich der Hund am wohlsten fühlt sollte er unbedingt bleiben dürfen. Dies kann das Badezimmer sein, der Keller, eine Höhle, unter der Bettdecke im Bett oder auf dem Sofa oder / und die Nähe seines Menschen. Außerdem kann das Herunterlassen der Jalousien, sobald es dunkel wird, sowie das Anstellen von Musik oder des Fernsehers die Knallereigeräusche abdämpfen (allerdings gibt es auch hier Hunde, denen es hilft, das Feuerwerk aus sicherer Entfernung zu beobachten). Ansonsten sollte man sich so normal wie möglich benehmen und mit dem weitermachen was gerade ansteht: liege ich im Bett, drehe ich mich um und schlafe weiter, gucke ich Fernsehen, lese ein Buch oder bin in einer Unterhaltung, so bleibe ich dabei.

Jedoch: Bitte niemals den Hund ignorieren!
Sondern ihn liebevoll mit einbeziehen, ihm Optionen anbieten aber nicht aufdrängen und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ruhe lässt sich nicht erzwingen, aber beruhigen!

Denn Angst gehört zu den Emotionen, die vom Urvater des Gehirns gesteuert werden – dem Stammhirn. Daher macht jede Art des Trainings in der Silvesternacht gar keinen Sinn, da wir zum bewussten Lernen auf einen anderen Teil des Gehirns zurückgreifen müssen, dem Neocortex. Das Stammhirn kann willentlich nicht beeinflusst werden, daher ist die beste Möglichkeit, wenn Denkprozesse vorübergehend nicht erreichbar sind, die Spiegelneuronen zu benutzen. Auch Co-Regulation genannt. Denn Nervensysteme vernetzen sich automatisch. Das heißt, je ruhiger und gelassener die Bezugsperson ist und / oder ein anderer Hund, umso mehr kann ich den ängstlichen Hund unterstützen. (Bitte nur aufpassen, dass der andere Hund sehr stabil ist, nicht dass die Angst die Oberhand gewinnt).

Soziale Unterstützung ist auch insofern nützlich, da es zur Ausschüttung von Oxytocin (dem Kuschelhormon) kommen kann, was sich wiederum positiv auf den Stresslevel auswirkt. Dies kann durch Körperkontakt, Berührungen, einer ruhigen Stimme, aber sogar auch nur durch liebevollen Blickkontakt ausgelöst werden, aber nur, wenn das Nervensystem noch im Kommunikationsmodus ist. Daher bitte unbedingt auf die individuelle Befindlichkeit des jeweiligen Hundes achten, denn manche empfinden Streicheln in aufregenden Situationen eher als unangenehm.

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum ein Hund Angst vor Böllern, Schüssen, Lichtblitzen usw. hat. Erlerntes Verhalten, schlechte Erfahrungen, negative Verknüpfungen uvm. Ein weiterer wichtiger Punkt können jedoch auch chronische Schmerzen und Schmerzgedächtnis sein. Schmerzen gehen einem sprichwörtlich auf die Nerven, und die Geräuschempfindlichkeit steigt. In diesem Fall hätte man mit gutem Schmerzmanagement im Voraus wesentlich mehr Erfolg als mit jeglichen Tipps zur Silvesternacht.

Safety first…

Solange ich nicht wirklich weiß, wie mein Hund auf Feuerwerk & Co reagiert, sollte ein Hund unbedingt angeleint sein, ab dem Moment wo der Verkauf von Feuerwerkskörpern erlaubt ist. Selbst wenn ich mit dem Hund weit in die Natur fahre, um der Böllerei zu entgehen, Raketen sind besonders für Hunde auch in großer Entfernung zu hören. Je nach Hund helfen auch Sicherheitsgeschirre und / oder doppelte Sicherung über Geschirr und Halsband.

Hunde, die panisch reagieren, sollte man, wenn möglich nur in den Garten lassen oder man bleibt in der Nähe des Hauses oder Autos, so dass sie jederzeit die Möglichkeit haben, sich in Sicherheit zu begeben. Ein Hund der panisch reagiert ist im Überlebensmodus und braucht an dem Tag keine weitere Auslastung.

Da es jedes Jahr doch immer wieder passiert, dass ein Hund panisch davon stürmt, sollte man rechtzeitig Vorsorge treffen. Durch den Registrationschip und der kostenlosen Registrierung bei dem Haustierservice  TASSO e.V. / tasso.net kann ein Hund schnellstmöglich identifiziert und zurückgebracht werden.

Wenn Spiele im Zuhause möglich sind, umso besser. Ansonsten Musik im Haus oder Auto anlassen, um die Geräusche etwas abzuschwächen, auch Singen kann helfen, um wenigstens Zeit für das große und kleine Geschäft zu schinden.

Von Muskel relaxierenden Medikamenten wie Acepromazin (eher bekannt unter den Namen Vetranquil, Sedalin, Calmivet) ist unbedingt abzuraten, da die Angst und das Geräuschempfinden bleibt, der Hund aber aufgrund des Medikamentes nur keine erkennbaren Körperreaktionen mehr zeigen kann, wie z.B. Zittern oder Umherlaufen. Zudem kann es aufgrund der Muskelrelaxation zu unkontrollierter Entleerung von Blase und Darm kommen. Ein wahrer Alptraum.

Cds zum Sensibilisieren funktionieren, wenn überhaupt, nur über einen längeren Zeitraum. Die Cd simuliert lediglich die Geräuschkulisse, jedoch nicht die Spannungen und Vibrationen, die in der Silvesternacht in der Luft liegen. Das Wichtigste bei der Cd ist jedoch trotzdem, dass die Dosierung vorsichtig erfolgt. Der Hund darf keine Angst bekommen durch die Geräusche, so dass man Tag für Tag die Lautstärke hoch regeln kann. Sollte ein Hund bei der CD nicht entspannt bleiben können, ist es unserer Meinung nach ratsam, lieber auf den Dauerstress aufgrund der CD zu verzichten, und das Nervensystem lieber bis zur Nacht der Nächte zu stabilisieren.

Körpertherapien wie Massagen, Wärmebehandlungen, Tellington Touch können sehr unterstützend sein. Zum einen sollten diese Anwendungen mit Entspannung und sozialer Zuwendung positiv verknüpft sein und zum anderen mit Sicherheit, Ruhe und einem guten Körpergefühl.

Therapieformen, die sich außerdem als sehr nützlich erwiesen haben, die aber nur von erfahrenen, geübten Hundephysiotherapeuten, -osteopathen und / oder Tierheilpraktikern ausgeübt werden sollten, sind Akupunktur oder die Laserbehandlung. Diese kann sich positiv auf die Psyche auswirken und für Entspannung sorgen. Während bei der Akupunktur bestimmte Punkte mit Nadeln stimuliert werden, bietet der Laser die nadellose Alternative. Dazu gibt es im Laserbereich sogar Frequenzen, die gezielt auf die Psyche einwirken können.

Das Thundershirt, schwere Decken (Traumadecken für Menschen könnten zu schwer sein) oder Körperbandagen sind mit Sicherheit auch ein Versuch wert. Dieses Thundershirt, was einem Hund angezogen wird ist nicht einfach nur ein enges T-Shirt, sondern ein enganliegender Body der aufgrund nervaler Reizungen eine beruhigende Wirkung auf den Hund haben kann, die sogar wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte. Es ist ähnlich dem „Puken“ im Humanbereich, dass bei Säuglingen und traumatisierten Menschen große Anwendung findet. Es mag aber auch Lebewesen geben, denen diese Enge Angst macht. Da sich der Hund dem Shirt nicht entziehen kann, bitte einen Hund während der ersten Zeit nicht mit dem Shirt alleine lassen. Die Körperbandagen werden unterschiedlich um den Körper gewickelt und haben einen ähnlichen Effekt. Durch die Verbesserung des Körperempfindens und der Eigenwahrnehmung des Körpers können Hunde sprichwörtlich wieder schneller zu sich kommen.

Einigen Hunden kann mit Bachblüten oder Kräutermischungen geholfen werden, die Silvesternacht besser zu überstehen. Dazu sollte man sich rechtzeitig von professioneller Hilfe beraten lassen, so dass die Dosierung ausprobiert und bei Bedarf entsprechend angepasst werden kann.

Sollte der Hund aufgrund des Stresses noch zum Kauen in der Lage sein, so kann man auf Kauartikel und Kauspielsachen zurückgreifen. Dies dient nicht nur der Beschäftigung des Hundes, sondern es fördert bei vielen Hunden auch den Stressabbau. (Für BARFER bieten sich gute knorpelige Sachen an, aber auch gefüllte Kongs erfüllen eine Weile den Kauspaß).

Zudem gibt es mittlerweile auch einige Hilfsgeräte, die zwar auch erst in entspannten Situationen aufgebaut / konditioniert werden sollten, aber relativ schnell Wirkung zeigen. Hierzu zählen der DAP (Dog Appeasing Pheromone) Stecker oder Adaptil-Stecker. Beide werden nur in die Steckdose gesteckt und versprühen einen für uns Menschen neutralen Duft, der aber auf Hunde eine beruhigende Wirkung haben kann. Oder Relaxodog, ein Gerät, dass Musik und Ultraschallwellen aussendet, um auf Hunde beruhigend einzuwirken. Hierzu sind uns keine negativen Wirkungen bekannt, jedoch viele positive oder keine. Der Vorteil dieser Hilfsmittel ist, dass ein Hund sich jederzeit entziehen oder auch deren Nähe aufzusuchen kann.

Alles was wirkt kann so oder so wirken, daher niemals Versuche in kritischen Situationen ausprobieren. Das schönste Geschenk ist nichts wert, wenn ich es mit unangenehmen Situationen verbinde.


Freitag, 2. Dezember 2022

Kommunikation 🐾

Bogen laufen - ein unterschätztes Kommunikationsmittel


Lässt man Hunden die Wahl, würden viele Hunde einen ganz anderen Abstand wählen als der, den sie einhalten müssen.

Kurze Leine und keine Ausweichmöglichkeiten, Leinenruck, womöglich nicht mal die Chance stehen zu bleiben, um andere Kommunikationssignale zeigen zu können, bringen Hunde in eine schlechte Ausgangslage.

Sie wollen höflich sein, aber der Mensch lässt dies nicht zu und merkt oftmals nicht einmal, dass er seinen Hund in eine Konfliktsituation bringt.

Hunde sind Hunde und werden es immer bleiben. Sie werden sich niemals auf Distanz etwas zurufen können, um den anderen mitzuteilen, dass sein Verhalten nichts mit seinem Gegenüber zu tun hat und er nur in Eile ist.

Hunde laufen Bögen,

🔸 um Konflikte zu vermeiden
🔸 weil sie unsicher sind
🔸 um zu zeigen, dass sie freundlich      gesinnt sind
🔸 weil sie sich nicht wohl fühlen, krank sind oder Schmerzen haben, also Ruhe und Abstand brauchen
🔸 weil sie spüren, dass ihr Gegenüber keinen Kontakt will
🔸 wenn das Gegenüber unter Druck oder Anspannung steht
🔸 weil sie einfach nur höflich sein wollen

Ein ruhiger Hund ist nicht unbedingt auch ein freundlicher. Sie haben nur gelernt, dass Kommunikation von ihrem Mensch nicht verstanden und oftmals sogar abtrainiert wird. Immer mehr Hunde müssen lernen, alles auszublenden, Kommunikation zu unterlassen und zu funktionieren. Freundlich ist das nicht, weder für andere noch für den Hund selber, da Kommunikation mit dem Gegenüber gar nicht stattfinden und sogar andere Hunde so verunsichern kann, dass diese mit Defensivstrategien reagieren können.

Ich hoffe immer auf ein freundliches, respektvolles Miteinander, aber bei unterschiedlichen Auffassungen von Freundlichkeit laufe auch ich hin und wieder großzügig Bögen, um Konflikte für meinen Hund und mich zu minimieren.❤🙏

Dienstag, 29. November 2022

Vorsicht Blasenentzündung 😬

Blasenentzündung...  ❗❗❗

Das beste Mittel ist, erst gar keine zu bekommen. Leider geht es jetzt schon wieder los, dass insbesondere alte, kranke Hunde und Welpen bei den nasskalten Temperaturen schnell eine Blasenentzündung bekommen.

Die Symptome sind beim Hund genauso vielfältig wie beim Menschen: ständiger Harndrang, Schmerzen beim Lösen, Probleme, Harn zu halten. Einige Hunde neigen jedoch dazu, den Harm zurück zuhalten, um dem mehr als unangenehmen Gefühl zu entgehen. Der Urin kann streng riechen und es kann Blut im Urin sein, auch wenn es nicht mit bloßem Auge zu erkennen ist. Auch krampfartige Schmerzen im Unterbauch können für eine Blasenentzündung sprechen sowie Fieber. Eine erhöhte Wasseraufnahme kann oftmals zusätzlich beobachtet werden, sowie viele andere Symptome, die Hunde zeigen, wenn sie gestresst sind.

Solltet ihr diese Symptome beobachten, sollte schnellstmöglich ein Tierarzt aufgesucht werden.

Mit den nachfolgenden Tipps sollte man jedoch gut durch die kalte Jahreszeit kommen:

🔴 Sehr junge Hunde und einige Rassen haben keine oder noch keine Unterwolle und einen nackten Bauch. Sie sollen nicht nur bei Regen, sondern auch bei kühlen Temperaturen einen wärmenden Mantel angezogen bekommen, der über die gesamte Rückenlänge geht und auch die Unterseite trocken und warm hält.

🔴 Verzichtet auf Kommandos, in denen der Hund sitzen oder liegen soll. Durch die Bewegung ist der Körper erstmal aufgewärmt, daher merken einige Hunde die Kälte anfangs gar nicht so. Jedoch kühlt das nasse Fell den Körper deutlich mehr aus. Daher sollte das Fell auch nach einem Spaziergang abgetrocknet werden.

🔴 Auch das Auto kann, besonders über Nacht, stark ausgekühlt sein. Da die wenigsten Hundeplätze über eine Sitzheizung verfügen, ist es sinnvoll eine Wärmflasche (Vorsicht bei Hunden, die dazu neigen, Dinge kaputt zu machen) oder eine Snuggle Safe Wärmeplatte auf oder unter die Liegefläche des Hundes zu legen. So ist die Fläche schön warm, wenn Hund vor oder nach einem Spaziergang ins Auto darf.

Besonders Welpen verkrampfen sich so sehr, wenn sie frieren, dass ein “Lösen“ schwer möglich ist. Kaum zu Hause entspannen Sie und es läuft...

Anstelle draußen zu bleiben bis Hund seine “Geschäfte“ erledigt hat, hilft es, den Hund einfach warm einzupacken.

Je wohler sich ein Hund fühlt, umso besser arbeitet das Immunsysten und wir kommen nicht nur gut durch die kalte Jahreszeit, sondern Parasiten, Viren und Bakterien nehmen eher reißaus...

Bleibt gesund und kommt gut durch die kalte Jahreszeit. ⛄❄🌧

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Physio to Go 🐾

Physio to Go - Im Herbst sind Spaziergänge im Wald einfach am schönsten 🍁

Außerdem kann die Natur wunderbar genutzt werden, um die Geschicklichkeit zu fördern, die Muskulatur aufzubauen, Dehnübungen zu machen und Spaß zu haben.

Auch jagdlich motivierten Hunden können diese Spielereien dienen, den Fokus auf etwas anders zu lenken, nämlich auf den eigenen Körper.

Es gibt viele Möglichkeiten, hin und wieder ein bisschen Schwung in den Alltag zu bringen.

Es kommt gar nicht darauf an, eine perfekte Performance zu zeigen 😆,
aber sich etwas auszudenken, und gemeinsam über Stock und Stein zu klettern, schafft Vertrauen und eine sichere Bindung 😍


Trauma

Immer häufiger werde ich um Rat gefragt, wenn es um traumatisierte Hunde geht.


Letztendlich kann man nicht viel tun, aber ganz viel machen! Denn Trauma ist nichts, was ich kognitiv lösen kann, also mit Willenskraft. Daher ist klassisches Training auch eher kontraproduktiv.

Ein Gefühl verschwindet nicht einfach, weil ich es will oder ein Trainer. Der Körper erinnert sich an Erregungszustände. Daher ist auch das Erlebnis nicht Ausschlag gebend, sondern das innere Erleben.

Wenn heute etwas einen ähnlichen Erregungszustand hat wie das Erlebte, und diese Energie als gefährlich eingestuft worden ist, dann wird der Körper automatisch wieder mit Angst und / oder Erstarrung reagieren.

Zeit zum Nachdenken bleibt da nicht, und es werden sofort Defensivstrategien eingeleitet.

Wenn Hunde nie gelernt haben, sich regulieren zu lassen und sich auch nicht selber regulieren können, ist anfangs sehr viel Geduld erforderlich, damit das Nervensystem sich traut anzudocken.

Allerdings sollte dem Hund ein gut regulieres Nervensystem zur Verfügung stehen, um sich zu stabilisieren.

Das Video beschreibt sehr gut, wie Tiere auf andere reagieren und wie selbst traumatisierte Menschen, die trotz Selbstreflektion anfangs Zuständen ausgeliefert sind, Schritt für Schritt in ein gesundes Leben zurück kehren können.

Trauma braucht gewisse Umstände, um überhaupt heilen zu können. Und es bedarf in erster Linie Sicherheit, um sich zu zeigen.  Aber der Weg lohnt sich...❤

Link in den Kommentaren, um das Nervensystem und Trauma besser zu verstehen #polyvagaltheorie

Ein neuer Hund zieht ein

Das Welpen einem ständig hinterher laufen, ist völlig normal! Denn Welpen wissen, dass sie alleine dem Tode geweiht sind. Sie können sich weder alleine ernähren, wärmen, noch sich vor Feinden schützen.

Umso wichtiger ist es, besonders Zuhause, Ruhe vorzuleben, d.h. rum zu stehen oder zu sitzen, bis ein Hund die Abläufe kennt und soviel Vertrauen entwickelt hat, dass er sich auch ohne uns entspannen kann.

Mir wurde neulich zugetragen, dass man so lange im Haus rumlaufen soll, bis dem Welpen es zu langweilig sei. Dies würde jedoch voraussetzen, dass einem Welpen überhaupt langweilig ist und stundenlang beschäftigt werden müsste...

Ein Welpe läuft aus purer Angst und Verzweiflung seinen Besitzern hinterher. Da die biologische Antwort auf's Alleine sein Todesangst hervorruft, würden junge Hunde oder Hunde, die das Alleine sein noch nicht gelernt haben, alles dran setzen, ihrer Familie zu folgen.

Die Natur hat es für Notfälle so eingerichtet, dass immense Mengen an Energie bereit gestellt werden, um zu überleben. Allerdings bedarf es wiederum bis zu 6 Tagen, bis sich dieser Überschuss wieder normalisiert hat. Sollte es in dieser Zeit zu weiteren aufregenden Ereignissen kommen, hat dies wiederum zur Folge, dass es zu Nervosität, Ruhelosigkeit und Schlafmangel u.s.w. kommt.

Dadurch entsteht der Eindruck, ein Hund müsste noch mehr “ausgelastet“ werden... Ein fataler Kreislauf beginnt 😥

Ein Welpe ist kein ausgebildeter Therapiehund - der Fels in der Brandung sozusagen, der dafür da ist, den Stress unseres Alltags zu kompensieren.  Ein junger Hund braucht selber Unterstützung, um die große, weite Welt, soziales Miteinander und individuelle Regeln kennenzulernen.

Die Abwesenheit von Gefahr reicht nicht aus, damit sich Hunde sicher fühlen. Sie brauchen entspannte Bezugspersonen, an denen sie sich orientieren, lernen und wachsen können. ❤

Sonntag, 3. Juli 2022

Impulskontrolle

Selbstregulation bedeutet nicht, sich gut zusammen reißen zu können, sondern alle Gefühle fühlen und zulassen zu können, ohne aus der Rolle zu fallen, und sich am Gegenüber abreagieren zu müssen.

Gefühle zu unterdrücken oder wegzudrücken, ein sich ständiges zusammen zu reißen, führt zu Blockaden, Angst, Mangel und andern vielen Körpersymptomen...

Auch Hunde werden nicht durch Stress resilienter, sondern nur durch Herausforderungen, die sie auch bewältigen können.

Anstatt mit “Reiß Dich zusammen, Schluss jetzt“ könnten wir auch mit ruhiger Präsenz ein sicherer Ort sein, an dem der aufgeregte Hund zur Ruhe kommen kann.

Samstag, 25. Juni 2022

Bindung ❤

Sicherheit -> Nähe -> Kontakt -> Bindung

SICHERHEIT - ist die Voraussetzung, bevor überhaupt irgendetwas Gutes beginnen kann!

Sich sicher zu fühlen, ist eines der wichtigsten Grundvoraussetzungen, bevor starke soziale Beziehungen entstehen können.

Denn nur wenn ein Hund sich mit uns sicher fühlt, sucht er unsere Nähe, möchte irgendwann sogar Körperkontakt und ist bereit, Neues zu lernen.😍

Leider sieht die Welt heutzutage oftmals anders aus. Wir fassen den Hund sofort an, streicheln und umarmen ihn evt sogar noch, bis Hund knurrt oder schnappt... und plötzlich fühlt sich niemand mehr sicher.

Leider hat dann oft der Hund das Nachsehen, dabei haben wir uns nur nicht an die Reihenfolge gehalten, die für eine sichere Bindung notwendig ist.

1. Zeige deinem Hund, dass er sicher ist - und verhalte dich vor allem so! Kündige Handlungen verbal oder durch Körpersprache vorher an -> sei berechenbar.

2. Wenn ein Hund sich sicher fühlt, wird er in der Regel schon aus Neugier deine Nähe aufsuchen. Ansonsten mach es wie mit einem Besucher, eine Kleinigkeit zum Essen (Leckerchen) anbieten, hat schon so manches Eis gebrochen... Aber bedenke, nur weil jemand Nähe herstellt, hat das nichts damit zu tun, dass derjenige angefasst werden will -> also Finger weg!

3. Auch ein Hund kann klar und unmissverständlich zeigen, dass er Körperkontakt möchte, z.B. durch randrücken, anstupsen, rankuscheln... Wenn ein Hund bei Berührungen zappeliger wird, ausweicht, weggeht oder gar "nur" die Luft anhält, dann sollte man die Finger weglassen.

4. Nur wenn ein Hund sich mit uns wohlfühlt und die Nähe mit uns genießen kann, wird Oxytocin (das Kuschelhormon, welches soziale Interaktionen beeinflusst und Stress reduzieren kann) ausgeschüttet.

Berührungen, also Nähe ohne dass sich der Hund sicher fühlt, führt zur Mobilisierung des Körpers, was Defensivstrategien auslösen kann.

Wirkliche Nähe kann man nicht trainieren - Vertrauen macht einen Hund "gehorsam" und ist der Schlüssel zum Erfolg. 🥰

Donnerstag, 9. Juni 2022

Ruhig bleiben 😍

Auch wenn ich das Wort “komm“ gänzlich ungeeignet als Signalwort finde, da wir dieses Wort zu oft in unterschiedlichen Kontexten benutzen, so benutze ich es gerne, um Hunde zu locken.

Hund hat beim Locken also ein Mitspracherecht, er kommt oder auch nicht...

Allerdings sollte ich mir auch beim Locken bewusst machen, dass ich irgendwas vom Hund möchte. Einige Menschen bemerken gar nicht, dass nicht ihr Hund ungeduldig ist, sondern der Mensch es nicht schafft, ruhig und entspannt seinen Hund beim Schnüffeln oder Beobachten von etwas zu begleiten, sondern ständig mit einem “Komm“ versucht, Hund zum Weitergehen zu bringen.

Hast Du schon mal zweijährige Kinder beobachtet, die mit großen Augen die Welt beobachten und kaum in der Lage sind, einen Fuß vor den anderen zu setzen?

Nicht nur Welpen, sondern auch erwachsene Hunde brauchen gerade in neuer Umgebung Zeit, sich zu orientieren mit all ihren Sinnen. Das Schnüffeln, Hinsetzen, Hinlegen und langsame Bewegen dient oftmals der eigenen Regulation, wenn das Außen zu viel wird.

Auch im Kontakt mit Artgenossen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren, gerade wenn es schnell wird, damit Kommunikationssignale nicht übersehen werden.

Entschleunigung in der heutigen Zeit sollten wir viel öfter nutzen, damit wir die Welt in ihrer Gesamtheit wahrnehmen und verarbeiten können.😍

Der perfekte Hund 😉

Ein Gefühl verschwindet nicht einfach, nur weil ich es anordne. “Hör auf“, “Schluss jetzt“ oder “Ist doch nicht so schlimm“.

Das Gefühl von Sicherheit kann man auch gar nicht über reine Willenskraft erzeugen.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der es viele Menschen nicht ertragen, im Hier und Jetzt zu sein. Wir beamen uns irgendwie gedanklich weg oder konsumieren irgendwas, um den Alltag besser zu ertragen.

Leider wird oftmals auch von Hunden verlangt, sich zusammen zu reißen und sich unserem gestressten Tagesablauf anzupassen. Der perfekte Hund zur Kompensation eines unglücklichen Lebens...😥

Gerade jungen Hunden steht die Begeisterung förmlich ins Gesicht geschrieben. 😍 Und natürlich müssen sie neben Wachsen und erwachsen werden so vieles lernen.

Aber das Leben ist viel zu kurz, um nur zu funktionieren und es allen Recht zu machen. Manche Hunde fallen daher nur auf, um dir zu zeigen, dass es Zeit ist, die Situation zu ändern oder zu gehen.

Denn man bekommt immer den Hund, den man braucht, nicht den, den man vermeintlich will. ❤🤣🙏

Darf ich den streicheln?

Ich bin immer wieder erstaunt, dass viele Menschen davon aus gehen, dass jeder Hund gestreichelt werden möchte...🤔

Ich sehe oft Hunde, die bei Berührungen (besonders beim Spaziergang oder bei Besuch) aufgeregt reagieren, hoch springen, die Hände in's Maul nehmen und/oder im besten Falle den Kopf einziehen und weggehen.

Also wenn ich gerne massiert oder berührt werden möchte, werde ich mit Sicherheit nicht von der Liege aufspringen, weg laufen, rumzappeln oder die Hände wegstupsen...

“Also wenn du hochspringst werde ich dich nicht streicheln“ O-Ton Mensch. Kaum sitzt Hund  wieder ruhig, kommt die Hand und das Szenario geht von vorne los. Wie kommt man auf diese Idee???

Manchmal habe ich eher das Gefühl, dass Hunde lernen, “bloß nicht ruhig stehen oder sitzen - sonst werde ich angefasst“ 🙈

Wenn ein Hund angefasst werden möchte, wird er ruhiger, drückt sich womöglich an dich heran, legt sich vielleicht sogar hin und genießt...😍

Und manchmal ist es tatsächlich besser, einen Hund nur mit dem Herzen zu berühren, um Nähe herzustellen. ❤

 

 

Samstag, 5. März 2022

Hunde haben keine Langeweile

 Der Mensch ist das einzige Lebewesen was sich langweilt.

Gehst du mit einem Welpen 50 m spazieren, brauchst du eine halbe Stunde. Leider sind die meisten Menschen so auf ein Ziel fokussiert, dass sie den Spaziergang gar nicht genießen. Ständig animieren sie ihren Welpen zum Weitergehen, obwohl dieser damit beschäftigt ist, die Welt zu entdecken...
Mal abgesehen von Grundbedürfnissen, wann setzen sich Menschen eigentlich Ziele? Eigentlich immer dann, wenn sie da, wo sie sind, nicht sein wollen. Wenn man sich nicht mehr fühlen kann oder der Schmerz an die Oberfläche drängt, füllt man diese Gefühle mit Zielen, um diese Leere nicht zu spüren.
Somit lernt auch schnell der Hund - da wo mein Mensch ist, ist es eigentlich gar nicht schön. Was wäre, wenn auch wir wieder im Hier & Jetzt leben und jeden Moment, jeden Schritt mit Hund genießen würden?
Wir müssen Hunden nichts bieten, sondern sie nur spielerisch die Welt entdecken lassen. Schaffen wir es, mit einer liebevollen, friedlichen Haltung, ihr Vertrauen zu gewinnen, mit Regeln, die ein Miteinander vereinfachen, den Hund durch den Tag zu führen, liegt das Glück nicht mehr in der Zukunft, “erst wenn mein Hund das macht, dann....“, sondern jeder Augenblick wird zu einem wertvollen Moment. ❤

Mein Hund darf Knurren - Deiner auch?

 Viele Menschen haben Angst vor den Lautäußerungen ihres Hundes, dabei gehört auch Knurren zu dem natürlichen Repertoire der Kommunikation.

Gefühle kann man nicht einfach abstellen, daher ist es nicht ratsam, seinem Hund das Knurren und Bellen zu verbieten, denn sonst kann es im schlimmsten Fall passieren, dass ein Hund ohne Vorwarnung zubeißt. Besser ist es natürlich, auf die kleinen, feinen Signale zu achten, um auf Grenzen adäquat reagieren zu können, aber aller Anfang ist schwer...
Wer ist lauter, Täter oder Opfer? Lass Dir kein schlechtes Gewissen einreden, wenn Dein Hund auch mal lautstark reagiert...
Natürlich wäre es schön, wenn ein Hund niemals in die Lage kommen müsste, sich selber zu verteidigen, aber sich nur mal aufregen weil... macht einen Hund noch lange nicht aggressiv.



Im Gegenteil, souverän Grenzen setzen zu lernen ist wie ein Kurs in Selbstverteidigung, in dem man nur mehr Sicherheit im eigenen Körper gewinnt. Denn Vertrauen in die eigene Stärke und in die eigenen Fähigkeiten, macht auch Hunde zu einem geduldigeren, freundlicheren Lebewesen, dass es nicht nötig hat, alles persönlich zu nehmen und ständig irgendwas “klären“ zu müssen.
Man muss nicht perfekt sein, und man muss auch nicht alles richtig machen, aber Überforderung, Provokation und Aggressionen können Hunde in eine für sie aussichtslose Lage bringen. Gut gemeint ist nicht immer gut, aber ein respekt- und liebevoller Umgang schafft Vertrauen und führt auch in brenzligen Situationen zu einem guten Ausgang.
Eine friedliche Haltung, Geduld und Beständigkeit sind Werte, die immer mehr verloren gehen, wenn wir die Lösungen im Außen suchen...

Mit hunde-freundlichen Grüßen,
Stephanie Küster