Donnerstag, 3. November 2016

Schnüffeln unbedingt erlauben!

Schnüffeln gehört zu den Grundbedürfnissen des Hundes. Es dient nicht nur der Orientierung, sondern auch der Kommunikation und der Beruhigung. Nicht umsonst ist das Riechorgan beim Hund sehr groß und gut ausgebildet. Das Aufnehmen der Geruchsstoffe sowie deren Verarbeitung halten das Gehirn eines Hundes fit und gesund.


Was passiert mit einem Hund, dem man das Schnüffeln verbietet. Aktuell darf ich einen typischen Jagdhund beobachten und begleiten, der nur noch heult und bellt und sehr gestresst ist. Dies führt mitnichten zu Problemen mit der Umwelt...
Ein Glück, denn ein lautes Problem sucht nach Lösungen - ein leises, stilles führt nur zum Leiden des Hundes.
Einfach wieder Hund sein zu dürfen, zu schnüffeln und so auch mit Artgenossen kommunizieren zu können, war eines der schönsten Geschenke für diesen Hund. Und für die Besitzerin, die ihren Hund noch nie so entspannt und ruhig erlebt hat  

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster

Mit:)

Dienstag, 11. Oktober 2016

Wenn man ganz andere Pläne hat... Das ist LEBEN

Ein Jahr ist vergangen... und ich bin mir immer noch nicht sicher, wer hier wen aus dem Urlaub mitgebracht hat. Eigentlich nennt es sich ja Flugpate: man begleitet einen Hund aus dem Ausland und übergibt ihn bei der Ankunft in Deutschland seiner neuen Familie...oder war es doch anders herum :o)


Nachdem innerhalb eines halben Jahres meine beiden Hunde gestorben waren, wollte ich einfach nur weg... Ab in den Süden! 

Ganz unbedarft, nichts mehr von Hunden sehen und hören zu müssen, zumindest für eine Weile, flog ich nach Kreta - fest entschlossen, wider der Meinung von Freunden, Kollegen und Kunden, ohne Hund zurückzukommen, denn die Trauer und der Schmerz, verbunden mit dem Schock, wenn ein Hund plötzlich geht, schien noch zu groß. Ich wusste innerlich, dass schon etwas besonderes passieren müsste, damit ich mich nochmal auf das Abenteuer Hund einlassen würde...

Zu meiner Begeisterung sahen die Straßenhunde, die ich dort traf auch sehr gut aus, so dass für mich keinerlei Versuchung bestand, einen gesunden, entspannten Hund aus der Freiheit einzufangen und mitzunehmen. 



Aber trotz der Trauer gewann die Faszination und Leidenschaft für Hunde. Wohl wissend, dass es natürlich nicht allen Hunden so gut geht, bot ich meine Hilfe Vorort bei einer Tierschutzorganisation an und meldet mich außerdem noch für den Rückflug als Flugpate, so dass ich wenigstens eine andere Familie glücklich machen konnte. 

Gut erholt trat ich den Rückflug an...Dort wartete auch schon jemand auf mich, der mir Hund und Papiere für den Flug übergab. Komisches Gefühl, wenn dein Name und deine Adresse sowohl im Impfpass als auch auf den anderen Papieren steht, obwohl es ja gar nicht dein Hund ist ;o) 


Leni (*Mai 2015) von Frau Stephanie Küster


Da lag sie nun, zusammengekauert in ihrer Box: "Bitte, bitte, lass sie eine nette Familie haben..." 

Wer die Strapaze gesehen und miterlebt hat, die ein Hund über sich ergehen lassen muss, wenn eine Flugreise angetreten wird, wird wirklich nur noch im Notfall einen Hund fliegen lassen. In die Box, auf den Gepäckwagen, wieder runter, hoch auf die Waage, wieder runter usw. dazu die vielen Menschen, auf den Kofferanhänger rauf, neben das Flugzeug, rein in den Gepäckraum, der Lärm, das Nichtwissen, was überhaupt passiert... Dunkel und Laut, Rütteln und Schütteln, Rums! Landung in Stuttgart.

Hier holt man als Flugpate seinen Hund bei dem Sperrgepäck ab und hofft, dass alles gut gegangen ist. Nicht selten sind Transportboxen auch mal beschädigt, denn auch dem Personal, dass das Gepäck verlädt, fällt so eine Box auch schon mal zu Boden. Aber alles gut gegangen, zwei Augen blickten mich liebevoll und fragend an..."Bitte bitte, lass sie eine nette Familie haben!"

Unter Tränen wurden wir in Empfang genommen, so eine sympatische Familie, puh - alles bestens, dachte ich. Bis der Satz fiel:"Wir bringen sie jetzt ins Tierheim." WAAAAAAS!!!!!!!!!!

Kurz nach Luft ringend, Schwindelanfall, Schnappatmung...Das darf doch nicht wahr sein! Aber, aber, aber.... mein Tag war gelaufen und die Urlaubsstimmung dahin. 

Die Tierliebe hielt mich davon ab, etwas Unüberlegtes zu tun. Da ich die nächsten zwei Tage sowieso nochmal unterwegs sein sollte, und in meinem Leben ohne Hund, der ja gerade nur aus Terminen der Ablenkung bestand, eigentlich kein Platz für eigene Hunde war, fuhr ich nach schwerem Abschied nach Hause. 

Da Frauen bei Stress bekanntlich reden müssen, wurde sofort meine Freundin mit ihrem Hund zu einem Spaziergang überredet und berichtet. Ein Plan war gefasst,Termine geändert, der Hund muss zu mir! Nur das Tierheim war am Wochenende geschlossen, also warten auf Montag...



Völlig erschöpft und zerzaust, saß Leni am Montag, den 12. Oktober 2015 um die Mittagszeit bei mir im Auto und es ging nach Hause. 


Willkommen Daheim!

Mit hunde-freundlichen und überglücklichen Grüßen, dass das Leben manchmal so ist wie es ist, Stephanie Küster



Sonntag, 25. September 2016

IMPULSKONTROLLE - Die Ruhe vor dem Sturm...

Jeder Hund sollte lernen, gewisse Regeln einzuhalten, denn ein harmonisches Leben in einer Gruppe ist ohne Regeln undenkbar. Gesunde Strukturen geben Hunden sogar Sicherheit, und sie fühlen sich wohl. Ist niemand da, der Ordnung in den Tagesablauf bringt, wird der Hund selbst versuchen, irgendwie Ruhe und Ordnung rein zu bringen, womit er jedoch in der Welt seines Menschen naturgemäß völlig überfordert ist. 

Kommt ein Hund in unser Zuhause, sollten wir von Anfang an einen Plan haben, was uns im Zusammenleben mit unserem Hund wichtig ist. Oberste Priorität sollte natürlich sein, dass ein Hund niemals sich und andere gefährdet! 

Wichtig ist hierbei, sich nicht auf Kommandos zu versteifen. Denn das würde zum einen bedeuten, dass wir den Reiz immer vor dem Hund wahrnehmen müssten und zum anderen, dass ein Hund viel Aufmerksamkeit für Situationen bekommt, die eigentlich normal sein sollten. Ziel sollte es sein, dass ein Hund Alltagssituationen so kennen lernen kann, so dass kaum noch Kommandos nötig sind. 

Daher sollte man Training nicht mit guter Erziehung verwechseln. 

Verlange ich z.B. von einem Hund, in jeder Situation das Kommando "Sitz", so mache ich den Hund zum Objekt menschlicher Erziehungsmaßnahmen, was die Verbindung zwischen Mensch und Hund unterbricht. Und dies aktiviert im Hirn die gleichen Netzwerke, als ob richtige Schmerzen zugefügt werden. "Prof. Dr. Gerald Hüther" 

Der Mensch ist dann nur noch damit beschäftigt, wie er den Hund kontrollieren kann und der Hund, wie er am besten aus der Nummer raus kommt oder aufgibt. Dabei sind Hunde durchaus in der Lage, selbständig friedliche Lösungen zu finden, so dass es für alle Beteiligten angenehm ist. 

Wenn ich nur darauf bedacht bin, ein bestimmtes Kommando durchzuführen, würde das bedeuten, dass die Gefühle eines Hundes kaum Beachtung finden. Dabei wäre es viel sinnvoller, seinen Hund erst einmal so gut wie möglich kennen zu lernen und zu gucken,welche Handlungen ein Hund von sich aus anbietet. Hunde kooperieren sehr gerne mit uns Menschen, denn nur aus diesem Grund haben sie sich freiwillig dem Menschen angenähert.

Der einzige Grund, warum Hunde nicht mehr mit uns kooperieren wollen liegt daran, dass sie zu lange kooperiert haben, aber ein emotionales Grundbedürfnis nicht erfüllt wurde oder lange Zeit Bedürfnisse zurückgestellt werden mussten. Dadurch können sich Gefühle anstauen, die sich dann meist auf einen auftretenden äußeren Reiz entladen. 

"Von einer Störung der Impulskontrolle spricht man, wenn ein Individuum unter einem unangenehmen Anspannungszustand leidet und diesen mit einem impulsiven Verhalten auflöst. Diese impulsiv ausgeführte Handlung führt zu einem kurzzeitigen Nachlassen der Anspannung."

Bevor man also mit irgendeiner Form des Trainings beginnt, sollte man seinen Hund kennen lernen, heraus finden, warum ein Hund unter Anspannung leidet, Lösungen suchen, und seinem Hund zeigen, dass er uns vertrauen und sich auf uns verlassen kann.

Impulskontrolle bedeutet nicht, jemanden absichtlich zu provozieren, um dann zu erwarten, dass er seine Gefühle kontrolliert. Das ist schlichtweg gemein und fördert nur noch mehr zu Stress und Frust. Kommandos sollten dazu da sein, einem Hund aus einer Situation heraus zu helfen und nicht, um ihn in eine für ihn unangenehme Situation hineinzubringen. 

Gerade junge Hunde sind oftmals so fasziniert von etwas, oder in der Pubertät durch die Umstruckturierung des Gehirns mit sich selber beschäftigt, dass man in dieser Zeit einfach nur gute Management Maßnahmen benötigt, um entspannt und sicher durch den Alltag zu kommen. 

Der Neurobiologe Bruce D. Perry machte die Beobachtung, dass Stress auslösende Erfahrungen - vor allem, wenn sie in frühen Jahren auftreten- das Gehirn von Jungtieren verändern können. Zahlreiche Tierstudien erbrachten Nachweise dafür, dass selbst scheinbar geringfügiger Stress in frühen Jahren einen dauerhaften Einfluss auf die Architektur und Chemie des Gehirns, und damit auf das Verhalten, ausübt.

Es hat oftmals den Anschein, dass Hundetraining dazu beiträgt, Verhalten zu verändern, aber oftmals werden nur unerwünschte Verhaltensweisen besser umgangen oder Impulse kontrolliert, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Dies geht in der Regel so lange gut, solange der Mensch mit seiner vollen Aufmerksamkeit dabei ist, um rechtzeitig zu reagieren. Mit Vertrauen und freundlich erlernten Verhalten hat das jedoch überhaupt nichts zu tun.

Hunde sind hoch empathische Wesen, die mit ihrer Bezugsperson emotional eng verbunden sind. 


Verändern wir uns, ändert sich auch der Hund! 


Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster


Freitag, 2. September 2016

10 Merkmale, dass ein Hund traumatisiert sein kann

Die Anzahl der traumatisierten Hunde steigt Jahr für Jahr, aber da wir oftmals mehr mit den Zielen unserer Umwelt konfrontiert sind, in der ein Hund einfach nur zu funktionieren hat, wird es schnell übersehen. 

Die meisten Menschen denken bei Trauma immer daran, dass etwas ganz Schreckliches passiert sein muss. Mittlerweile weiß man jedoch, dass ein Trauma auch viel subtiler ausgelöst werden kann, z.B. durch andauernden Stress, besonders in den ersten 6 Monaten nach der Geburt. Denn ein "Trauma entsteht im Nervensystem und nicht im Ereignis" wie Peter Levine sagt. 


Jedes System reguliert sich anders. Wenn jedoch Energie bereit gestellt wird, die der Körper nicht verarbeiten kann, bleibt diese Energie im Nervensystem hängen, auch wenn das Ereignis vorbei ist. Diese hohe Energie führt zu weiteren körperlichen und psychischen Symptomen beim Hund, unter anderem z.B.:
    1. kommt schwer zur Ruhe, Hyperaktivität
    2. schläft nicht tief und fest
    3. sehr schreckhaft
    4. dissoziiert (reagiert nicht auf Reize)
    5. kein Interesse an der Umwelt
    6. beschwichtigt, ohne erkennbaren Grund
    7. reagiert über in bestimmten Situationen
    8. braucht länger, sich nach aufregenden Ereignissen zu regulieren
    9. hohe Krankheitsrate (Allergien, Durchfall, Hautprobleme, übermäßiger Parasitenbefall, wiederkehrende Entzündungen, Schilddrüsenprobleme)
    10. kann trotz richtigem Training nicht alleine bleiben oder im Training hat man das Gefühl, immer wieder von vorne anfangen zu müssen
Das Ziel sollte sein, dem Hund neue Fähigkeiten zu vermitteln, damit der Hund auf neue Handlungsmöglichkeiten zurückgreifen kann. Der Hund sollte sich wieder selber spüren und regulieren können, damit er wieder mit anderen Lebewesen auf freundliche Art und Weise in Kontakt treten kann, ohne die eigenen Grenzen aufgeben zu müssen. Denn Trauma ist immer eine Verletzung von Grenzen gewesen.

Es sollte niemals nur darum gehen, Ängste zu unterdrücken oder andere Symptome zu reduzieren. Sondern letztendlich sollte die Schockenergie den Körper verlassen, und dem Hund zu neuer Lebensfreude und gesunder Energie verhelfen. Mit Konditionierungen und vielen anderen Trainings kommt man hier nicht weiter, dazu bedarf es wesentlich mehr.

Trauma ist keine Krankheit, sondern eine Bewusstseinsstörung!

Da ein Hund im Gegensatz zum Menschen nicht über Glaubenssätze und Überzeugungen nachdenkt, sowie mit einem Ego konfrontiert ist, ist es auf der einen Seite viel leichter ein Trauma aufzulösen, auf der anderen Seite versteht der Hund nicht so recht, warum wir was mit ihm tun, was einiges wiederum erschwert. 

Was ein Hund jedoch braucht, um eine Angst integrieren zu können, ist jemand, dem er vertraut, ihnen Sicherheit gibt und der imstande ist, sich so in den Hund einzufühlen, dass neue neurologische Muster entstehen können. Dabei leiht die Bezugsperson dem Hund sozusagen sein eigenes Nervensystem, bis der Hund sich wieder selbständig regulieren kann. 

Hunde spüren jede noch so kleine Regung ihrer Bezugsperson. Sollte ich also selber Angst in der Situation haben oder mich selber unwohl fühlen, so wird es für einen Hund, der diesbezüglich auch Probleme hat, quasi unmöglich, eine neue positive Erfahrung zu machen. 


Leckerchen, Clicker und Co. können die aktuelle Situation ein wenig entspannen (Management Maßnahmen), jedoch wird keine wirkliche Heilung stattfinden. Das lässt sich leicht beweisen, da jede weitere Begegnung immer wie eine Art Glücksspiel abläuft. Menschen und/oder Hunde werden angewiesen, sich so oder so zu verhalten, oder der Hund muss durch Signale immer wieder unterstützt werden, so dass es nicht zu einer unerwünschten Verhaltensweise kommt.  

Woran man eine Traumatisierung nicht erkennen kann, ist am Ereignis, denn jeder verarbeitet Dinge anders, und was den einen erschüttert, berührt jemanden anders überhaupt nicht.

Woran erkenne ich, dass ein Trauma vom Hund integriert worden ist, z.B.:
  • keine Dissoziation mehr, Hund ist ansprechbar, nimmt seine Umwelt war und interessiert sich auch neugierig dafür
  • der Hund kommt mit Veränderungen gut zurecht, während der traumatisierte Hund schon mit Möbel umstellen in der gewohnten Umgebung überfordert sein kann oder mit der Veränderung der Fütterungszeiten
  • adäquates Verhalten, kein plötzliches Aggressionsverhalten oder panische Fluchtversuche
  • der Hund kommt nach Befriedigung seiner Grundbedürfnisse schnell zur Ruhe und schläft 
  • der Hund fühlt sich mit seinen Menschen sicher und kann auch nach angemessener Zeit gut alleine bleiben
Auf keinen Fall sollte man den traumatisierten Hunden immer und immer wieder in eine Situation bringen, die er nicht bewältigen kann. Auch Schmerzreize und andere Angst machende Methoden sollten auf keinen Fall Anwendung finden, oder Futterentzug, damit der Hund wieder reagiert. Ein Trauma mit einem anderen eventuell sogar Trauma auslösenden Reiz zu bewerkstelligen, grenzt an Perversion und Quälerei.

Warum scheinen gequälte und bestrafte Hunde ihren Besitzer trotzdem bedingungslos zu lieben?

Dieses psychologische Phänomen ist so verbreitet, dass es Stockholm-Syndrom genannt wurde, benannt nach einem Vorfall am 23. August 1974 in Stockholm, wo sich die Geisel in ihren Entführer und Peiniger verliebt hat.

Auch wenn es irrational erscheint, Gefühle der Liebe für einen Partner zu haben, der einen wiederholt schlecht behandelt, so ist es dennoch weit verbreitet und kommt öfter vor als man glaubt.

Stockholmsyndrom darf niemals mit guter Bindung verwechselt werden. Diese ungesunde Bindung verstärkt sich, wenn die Bezugsperson zwischen Zuckerbrot und Peitsche wechselt - zu Hause der süße, liebe Wuffi, mit dem gekuschelt wird und Leckereien zugesteckt bekommt, und draußen geht's ab mit Leinenruck, Runter drücken und anderen Verunsicherungsmethoden, denen der Hund sich nicht entziehen kann. 

Eine gesunde Beziehung hat nur Bestand, wenn sie auf Vertrauen, Wertschätzung, Mitgefühl, Toleranz und Gleichwürdigkeit besteht.

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster

Freitag, 26. August 2016

Erlernte Hilflosigkeit


1967 wurde von dem amerikanischen Psychologen Martin Seligman und Steven F. Maier ein Experiment mit Hunden durchgeführt, um eine Erklärung dafür zu finden, warum Menschen aufgrund negativer Erfahrungen eine Einstellung entwickeln, hilflos zu sein, obwohl sie es eigentlich gar nicht wären. 

Erlernte Hilflosigkeit - das Experiment 

"Die Hunde wurden in drei Gruppen eingeteilt. Der ersten Gruppe der Hunde wurden Elektroschocks zugefügt, die sie durch das Betätigen eines Hebels abwenden konnten. Der zweiten Gruppe der Hunde wurden ebenfalls Elektroschocks zugefügt. Sie hatten anders als ihre Artgenossen aus der ersten Gruppe jedoch keine Chance, selbigen zu entgehen. Mit der dritten Gruppe der Hunde geschah vorerst nichts. In der zweiten Phase des Experiments wurden allen Hundegruppen Elektroschocks zugefügt, und alle Hunde hatten die Möglichkeit, sich durch den Sprung durch ein Fenster „in Sicherheit“ zu begeben. Dabei stellte sich heraus, dass die Hunde aus der ersten Gruppe sehr rasch fliehen konnten. Die Hunde aus der dritten Gruppe brauchten zwar ein wenig länger, um zu verstehen, wie sie die Elektroschocks abwenden konnten, jedoch entgingen auch sie der Gefahr sehr bald. Lediglich die Hunde der zweiten Gruppe blieben lethargisch an Ort und Stelle und unternahmen keinerlei Versuche, den Schocks zu entgehen. Taten sie es doch, so benötigten sie hierfür immens viel Zeit." (https://de.wikipedia.org/wiki/Erlernte_Hilflosigkeit)


Selbstregulation sollte im Mittelpunkt des Hundetrainings stehen. Nicht nur für den Hund, sondern auch für den Menschen. Fühlen wir uns alle wohl, ist Stress gut zu bewältigen und Neues kann gut und schnell erlernt werden. 

Wird Aufregung / Erregung zu stark, und wir können sie nicht mehr modulieren, fühlen wir uns gestresst, unruhig, nervös und einfach unwohl. 



Anspannung findet oft Ausdruck in hektischem Aktionismus: 
  • Hunde werden unruhiger, ziehen vermehrt, springen hoch, beißen in die Leine, geben Laute von sich, jagen alles was sich bewegt uvm. 
  • Menschen versuchen sich zusammen zu reißen, aber Stress findet auch hier seinen Weg. Wir fangen an, mehr zu reden oder schweigsamer zu sein, vermehrte Aggressionen oder Depressionen / Ängste machen sich breit. Zigaretten anzuzünden, etwas trinken oder essen hilft uns auch, zumindest kurzfristig, uns auf ungesunde Art und Weise zu regulieren. 

Warum ist es so schwierig, neue Dinge zu erlernen und dran zu bleiben?

Weil es einfach so bequem ist, ohne nachzudenken, Dinge zu erledigen. 

Je länger ein Hund Dinge auf die eine Art und Weise tut, umso mehr verknüpfen sich die neuronalen Strukturen im Kopf. Es entwickeln sich erst kleine Bahnen, die dann zu Wegen werden, dann zu Straßen und letztendlich wie Autobahnen existieren.

Versuchen wir jedoch einem Hund etwas Neues zu beizubringen, so sind uns diese gut angelegten Autobahnen oftmals im Wege. Denn ich muss eine günstige Gelegenheit kreieren und schnell reagieren, damit der Hund nicht in sein alt bewährtes Muster hinein fällt. Diese Spaziergänge können anstrengend sein, da man sich sehr konzentrieren muss, um diesen noch holprigen Weg zu gehen. Das schaffe ich nur, wenn ich mich auf den einen Weg konzentriere und langsam voranschreite. 

Bin ich zu schnell, wäre das so, als ob ich versuchen würde, von der Autobahn auf einen Feldweg abzubiegen.


Dass ein Hund ein neues Verhalten erlernt und integriert hat, lässt sich daran erkennen, dass er ein neues Verhalten von sich aus zeigt.


Je öfter sich ein Hund auf eine bestimmte Art verhält, umso mehr wird er dieses Verhalten verinnerlichen und darauf zurück greifen.

Möchte ich also ein neues Verhalten bei einem Hund aufbauen, so geht das nur Schritt für Schritt, bis keine Unterstützung mehr benötigt wird. Das Ziel sollte auch immer sein, dass irgendwann der Hund ohne unsere Hilfe zurecht kommt. Gutes, selbstbewusstes Verhalten hat nichts damit zu tun, dass unser Hund selbständiger wird. Im Gegenteil, um wirkliche Nähe zu erleben, muss man erst loslassen können. 




Eine vernünftige Regel lautet hier: 


"So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich helfen". 


Hundetraining ist demnach nichts für Menschen, die keine Geduld haben und nicht gerne Lernen und Ausprobieren. Schnelle Lösungen gibt es bei Verhaltensänderungen nicht. Nur Management Maßnahmen, Geduld und Freude am Lehren und Lernen. 

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster



Freitag, 12. August 2016

Berührungen transportieren Emotionen

Die Haut ist das größte Sinnesorgan unseres Körpers. So können wir Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Druck, Bewegungen und Berührungen spüren.

Jeder Kontakt mit der Haut reizt die Nerven und ruft daher bestimmte Emotionen hervor, denn Berührungen können Ausdruck von Nähe, Zuneigung, Anziehung, Sympatie, Vertrauen und Bedrohung sein. 

Daher ist es wichtig, besonders bei den ersten Berührungen, eine gewisse Distanz zu wahren, und nicht die Berührungsbarriere zu schnell zu überwinden. Denn viele Hunde mögen es überhaupt nicht, zu früh und zu plump körperlich berührt zu werden. 

Berührungen jeglicher Art sind in der Tat etwas sehr intimes, und werden daher in unterschiedlichen Situationen, von unterschiedlichen Lebewesen, zu unterschiedlichen Situationen als angenehm oder unangenehm bewertet. 




Wenn mich jemand fragt, insbesondere ein Kind, ob es meinen Hund streicheln darf, lautet meine Antwort in der Regel: "Lass uns doch mal den Hund fragen." Kinder verstehen das sehr gut, denn besonders wenn sie noch klein sind, werden sie von so vielen Verwandten und Bekannten angefasst, gedrückt, hochgehoben und geknuddelt, dass sie diese Grenzüberschreitung sehr gut nachvollziehen können und wissen, wie es sich anfühlt, Dinge über sich ergehen lassen zu müssen.


Jemanden ständig anfassen zu müssen ist mindestens genauso verhaltensauffällig, wie jemanden nie berühren zu wollen. 

Von Natur aus sind soziale Lebewesen, Menschen sowie Hunde, auf Nähe aus. Der Beweis ist schnell erbracht, denn die Sterblichkeitsrate schießt immens in die Höhe, wenn Welpen und Menschenbabys nur "versorgt", aber nicht umsorgt werden.


Körperkontakt ist also lebensnotwendig!

Wieso passiert es jedoch immer wieder, dass einige Hunde sowie Menschen auf Nähe mit Distanz vergrößernden Maßnahmen reagieren? In der Regel deswegen, weil vorher jemand mit ihnen zu weit ging. Jedes Lebewesen verfügt über eine sogenannte Individualdistanz, die Distanz, in der man sich wohlfühlt. Wird diese Individualdistanz unterschritten, wird ein Hund mit Flucht, Meide- oder gegebenenfalls mit Angriffsverhalten reagieren.

Wir sollten öfter einfach nur mal ruhig stehen bleiben, uns abschnüffeln lassen und warten bis der Hund wieder geht. 


Keine Erwartungen, Wünsche und Forderungen an ein Gegenüber zu haben, lässt Misstrauen schwinden und Vertrauen wachsen.

Das Berührungen Emotionen transportieren können zeigten zwei Experimente:
  • In dem ersten Experiment von James Coan , wurden 16 verheiratete Frauen mit Elektroschocks bedroht, während sie die Hand des Ehemannes oder eines Fremden hielten oder auf sich alleine gestellt waren. Am wenigsten bedroht fühlten sich die Frauen, wenn sie die Hand ihres Mannes hielten. Sogar das Gehirn zeigte dann am wenigsten Reaktionen.
  • Das andere Experiment von dem US-Psychologen Matthew Hertenstein sollte beweisen, dass nur durch Berührungen verschiedene Emotionen wie Dankbarkeit, Ekel oder Liebe vermittelt werden können. Hierzu sollte die Versuchsperson einen Fremden, der die Augen verbunden hatte, berühren. In 70% aller Fälle gelang das Experiment. 
Da Hunde noch feinfühliger als Menschen sind, kann man davon ausgehen, dass sie jeden noch so kleinen Gedanken spüren können.


Bei Aufregung und Stress laufen viele Vorgänge im Körper ab. Die Haut betreffend führt die Kontraktion der Haarbalgmuskeln zur Aufrichtung der Haare, der sogenannten Gänsehaut. Die Körpertemperatur steigt an, und dadurch werden die notwendigen chemischen Reaktionen im Körper beschleunigt. Auch Muskeln erfahren eine Leistungssteigerung. Andererseits muss durch vermehrte Produktion von Schweiß einer Überhitzung entgegengewirkt werden. Die Haut leistet in solchen Momenten Höchstleistung. 

Aufgrund dieser Symptome ist es oftmals das Beste, einen Hund in solchen Momenten besser nicht zu berühren. Unsere eigene Unruhe wird sonst explosionsartig auf den Hundekörper übertragen und wirkt kontraproduktiv.  Es sei denn, man ist wie "ein Fels in der Brandung", dann kann durch ruhiges Hände auf den Körper legen, ein Hund ruhiger werden. 

Überlassen wir im Zweifelsfall unserem Hund die Entscheidung, ob und wie viel Nähe er braucht und ihm gut tut.


Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster


Donnerstag, 4. August 2016

Traumatisierte Hunde

Tierversuche spielen in der Psychologie seit jeher eine wichtige Rolle, weil deren neurologische Strukturen dem der Menschen sehr ähnlich sind.

Einfache Reaktionen z.B. körperliche Reaktionen auf Stress oder ganz einfache Lernprozesse, lassen sich schon an Mäusen und Ratten studieren, wohingegen komplexere Reaktionen (komplexe Lernprozesse oder soziale Verhaltensweisen) an höher entwickelten Säugetieren (Affen, Hunden, Katzen) untersucht werden. 
Die wohl bekanntesten Experimente mit Hunden sind:

  • Erlernte Hilflosigkeit von Martin Seligman
  • Pawlowscher Hund - klassische Konditionierung von Iwan Petrowitsch Pawlow
  • Voice - Sensitive regions in the Dog and Human Brain
Mögen diese Tests auch noch so umstritten sein, so zeigt es sich, dass die Psychologie eines Hundes zu bahnbrechenden Erfolgen in der Psychologie des Menschen geführt hat. Mal abgesehen von der Sprache und den moralischen Vorstellungen, lässt sich für mich daraus ableiten, dass

Gefühle und Reaktionen eines Hundes denen eines Menschen nahezu identisch sind.


Der einzige Unterschied besteht darin, dass Hunde Emotionen nicht bewerten und als gut oder schlecht bezeichnen. 

Diese Information ist sehr wichtig, besonders wenn man mit emotional auffälligen Hunden zu tun hat. Sei es ein Hund der Aggressionen auslebt, sowie ängstlichen Hunden. Aggressive Hunde lassen uns oft wütend und frustriert werden, wohin gegen ängstliche Hunde sehr oft Mitleid in uns Menschen hervorrufen. Und das ist für viele schwer auszuhalten.

Mitleiden und auf Aggressionen mit Gegenaggression zu reagieren, sind nur leider die schlechtesten Voraussetzungen, einen Hund zu stabilisieren. 


Ein Körper ist wie eine Datenbank, in dem die gesamte Vergangenheit gespeichert ist. Egal wie lange etwas her ist, der Körper wird sich immer wieder daran erinnern.

Gefühle bleiben so lange, bis sie nicht mehr benötigt werden, bis die Gefahr vorüber ist. War ein Erlebnis zu schnell, zu massiv oder zu plötzlich, dann wurden alle Bewältigungsmechanismen weit überfordert, und der Körper konnte das Erlebnis nicht verarbeiten. Dadurch bleiben diese Energien im Körper und werden beim nächsten Ereignis wieder zum Leben erweckt (Trauma Reaktivierung), oder die Erregung bleibt im Körper und der Körper erkrankt. Denn wie schon der Biophysiker und Psychologe Dr. Peter Levine sagte: 

"Trauma entsteht nicht im Ereignis, sondern im Nervensystem." 


Natürlich kann man kurzfristig mit bestimmten Methoden einen Hund durchs Leben führen (Clickern, Markern, Benennen...) oder dadurch einen "Fuß in die Tür bekommen", jedoch wird es über kurz oder lang immer wieder dazu kommen, dass das Stammhirn alles Erlernte überschreibt und der Körper instinktiv reagiert. D.h. es werden Reaktionen eingeleitet, bevor sich der Neocortex die Situation in Ruhe anschauen und beurteilen kann. 

Wenn ein Hund z.B. gelernt hat, dass sein Handeln Einfluss auf das Beenden einer für ihn negativen Situation hat, dann wird er sich bei erfolglosen Situationen hartnäckiger verhalten als ein unerfahrener Hund. 


Das sind für mich die einzigen Gründe, warum ein Hund Aggressionen einsetzt, weder aus Dominanz- oder Rangordnungsgründen, noch aus Spaß am Beißen, oder aus Jux und Dollerei, sondern einzig und allein, um sich zu schützen. 

Daher ist langsames Vorgehen und Geduld das A und O im Training, damit sich ein neues Verhalten etablieren kann.

Es ist wichtig, eine Möglichkeit zu finden, dem traumatisierten Hund zu helfen und ihn zu regulieren, ohne ihn wieder in eine für ihn traumatische Belastung zu schicken. Daher sollte es im Training nicht dazu kommen, dass sich ein unerwünschtes Verhalten immer wieder zeigen kann. 

Auch ist es fatal zu glauben, den Hund nur noch in bestimmten Stresssituationen zu füttern, nach dem Motto "wenn er nur genug Hunger hat, dann wird er es schon tun". Fressen ist überlebenswichtig, und es macht überhaupt keinen Sinn, ein Trauma mit einem anderen behandeln zu wollen. 


Es braucht Zeit, Geduld, Sicherheit und jemanden, der für uns da ist!

Ein gesunder Hund hat Spaß am Leben und die Neugier bringt sie dazu, dass Leben zu erkunden. Sollte eine Gefahr im Anzug sein, so wird ein Hund immer versuchen, dieser auszuweichen, denn ein unnötiger Kampf wäre pure Energieverschwendung, welche benötigt wird, um an Nahrung zu kommen. Wenn ein Hund seine gewohnte Umgebung nicht verlassen und nicht spazieren gehen will, so sollte man immer hellhörig werden. 

Schmerzen verursachen Gehirnwäsche, und daher sollte bei unklarer Ursache der Angst immer an Krankheiten gedacht und professionelle Hilfe zu Rate gezogen werden.

Angst ist ein ernst zunehmendes Gefühl und sollte nicht überspielt oder ignoriert werden. Das macht es in der Regel nur noch schlimmer. 

Es ist wichtig, dass ein Hund lernt, sich wieder sicher zu fühlen. Daher sollte man in einer Umgebung anfangen, in der sich der Hund sicher fühlt und lernen kann. Verschiedene Körperbewegungen und Körpertherapien helfen, damit sich ein Hund wieder sicher in seiner eigenen Haut fühlt. Um jedoch voran zu kommen ist es unumgänglich, dass ein souveräner Mensch und / oder Hund bei der Begleitung hilft, den traumatisierten Körper und Geist zu regulieren. 




Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster

Montag, 25. Juli 2016

Hilfe, mein Welpe schläft nicht!

Normalerweise würden Hunde draußen leben in der Natur, in der es Raubtiere und andere Feinde gibt. Wäre ein Welpe also dort alleine unter einem Baum eingeschlafen, hätte er den nächsten Tag vermutlich nicht überlebt. Der Welpe wäre gefressen worden oder erfroren. 




Die direkte Nähe einer Bezugsperson ist daher absolut lebenserhaltend. Kleine, müde Welpen werden nähebedürftig. Das ist keine böse Absicht, sondern ein ganz normales Verhalten. Dem Nähebedürfnis nachzugeben gehört sozusagen zum Überlebensinstinkt, und hat nichts mit mangelnder Erziehung zu tun.

Nur wenn sich Welpen entspannen können, finden sie in den Schlaf, denn Schlaf macht einen total wehrlos. Daher hat es die Natur so eingerichtet, dass Hunde nur schlafen können, wenn sie sich sicher fühlen. Und das tut ein Welpe nur, wenn eine vertraute Bezugsperson bei ihm ist. Dies können die Hundeeltern oder -tanten / -onkels sein oder die Menschen, denen er vertraut.


Ein Welpe fühlt sich nicht automatisch sicher, weil irgendein Mensch, irgendein Hund da ist, oder weil die Wohnung oder das Auto abgeschlossen ist. 


Bei übermüdeten, unsicheren Hunden ist der Protest vorprogrammiert. Zu wenig Nähe, zu viele Reize - Alleine sein schadet dem Urvertrauen des Hundes. Stress mit all seinen Folgen kommen zum Tragen: Dinge zerstören, vermehrt Kot und Urin absetzen, Bellen, Winseln, Heulen...usw. Dieses Verhalten macht allen das Leben schwer, aber der Welpe tut das nicht mit Absicht. Es ist nur manchmal alles zu viel, und durch dieses Verhalten können Hunde ihrem Stress Ausdruck verleihen und alles raus lassen. 


Welpen müssen nicht nur lernen zu schlafen, sondern auch sich selbst zu regulieren, und das geht nur mit Hilfe von außen. Manchmal lohnt es sich nicht, nach dem Warum zu fragen oder zu interpretieren, sondern einfach nur da zu sein, damit sich ein Hund beruhigen kann. Jemand zu sein, der sie versteht und sein lässt, ohne immer erziehen und optimieren zu wollen. 


Zuviel ist einfach zu viel, Hunde sehen, riechen und hören so vieles gleichzeitig, dass es nur Zeit und Ruhe braucht, alles zu verarbeiten. Reize können so sehr unter die Haut gehen, dass Hunden nicht nur die Haare zu Berge stehen, sondern dass ein Hund aus seiner Haut raus möchte. Es ist dann wie ein Stau, so dass jegliche Berührungen und Reize von Außen unangenehm sind. Deswegen will ein Hund dann nur noch weg. Aber meistens kann er nicht, da die Leine zu kurz oder der Raum zu klein ist. 


Menschen reagieren daraufhin genervt und ungerecht, da sie den Hilferuf nicht wahrnehmen, sondern angreifen. 






Sicherheit kann man nicht erzwingen, Vertrauen muss wachsen!

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster




Welpenzeit


Die Welpenzeit ist sehr kurz, und Hunde lernen in dieser Zeit extrem schnell und nachhaltig. Den sogenannten Welpenschutz gibt es nicht, und daher ist es wichtig, Welpen Erfahrungen machen zu lassen, die für ihre Entwicklung und den Rest ihres Lebens von Nutzen sind.


Freie Bewegung, Erkundung, Sozialisierung, Spiel und gute, freundliche Sozialkontakte sind elementare Verhaltensgrundlagen, damit sich ein Hund ein Leben lang sicher und frei fühlen kann.


Aber es ist auch sinnvoll, dass nicht jeder Blödsinn, den ein Welpe ausprobiert, bewusst oder unbewusst belohnt wird.



Man tut sich also einen Gefallen, wenn ein Welpe beim Ausprobieren z.B. jagdlicher Bewegungsabläufe (hinterher rennen, anspringen, schnappen, fixieren...) ein Gegenüber hat, was nicht darauf reagiert und eher Ruhe rein bringt.


Ruhe und Selbstregulation muss einem Welpen erst noch durch Co-Regulation beigebracht werden, da das Nervensystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Von Außen sozusagen, durch einen Sozialpartner der Ruhe ausstrahlt, lernt der junge Hund sich nach Aufregung schnell wieder zu beruhigen.



Findet diese Selbstregulation nicht statt, kann es zu nachhaltigen Folgen bis hin zu einem Entwicklungstrauma kommen.


Hunde, die ständig unter Anspannung stehen, hyperaktiv sind und über keine Impulskontrolle verfügen können eine Folge davon sein.


Denn Trauma entsteht im Nervensystem und nicht im Ereignis! P. Levine

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster


Freitag, 15. Juli 2016

Natur - Defizit - Syndrom (Entfremdung von der Natur)

Ständige Beschäftigung, Entertainment und Reizüberflutung wirken auf einen Hund wie eine Droge. Die Aufmerksamkeit ist nur noch nach Außen gerichtet und selten nach Innen. Dadurch spürt der Hund sich selber nicht mehr und hat sich auch nicht mehr wirklich unter Kontrolle.

Zu dem Zeitpunkt wird es auch für den Hundebesitzer fast unmöglich, seinen Hund zu kontrollieren. Nicht selten machen dann Aussagen wie: "er schnappt über" oder "er fährt aus der Haut" wirklich Sinn. Denn wenn ein Hund nicht mehr hört, wild an uns herumspringt, in die Leine beißt, auf alles reagiert und verbellt und kein Gefühl mehr für die Individualdistanz hat, ist es dringend an der Zeit, zur Ruhe zu kommen.




Ein ruhiger Spaziergang in der Natur hilft, die Seele einfach mal baumeln und den Hund, Hund sein zu lassen. Beim Schnüffeln entspannt sich ein Hund, kommt zur Ruhe und spürt sich wieder selbst.

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster




Hundetraining ist keine Übung, sondern eine Lebenseinstellung

Fräulein Leni lebt nun seit fast 8 Monaten bei mir und ist ca. ein Jahr alt. Sie ist eine Husky – Border Collie – Mischlingsdame, und irgendwann hatte ich die Idee mein Wissen zu erweitern, und mich noch eingehender über diese Rassen zu informieren.

Meine Hündin, die fröhlich frei ohne Leine neben mir über die Felder hüpfte, musste ich nach kurzer Recherche erstmal vor lauter Schreck anleinen.

Huskys kann man angeblich gar nicht frei laufen lassen und von den Eigenschaften eines Border Collies mal ganz zu schweigen, mein Hund ist eine Katastrophe für die Hundeerziehung. Warf mir doch gerade letztens ein Fußgänger ungefragt die Bemerkung zu, dass diese Rasse besonders hinterhältig sei…dabei standen wir nur auf der Seite, um die Fußgänger vorbei zu lassen.

Stellt sich mir doch gleich die Frage, was sich wohl die Mutterhündin nach der Geburt gedacht hat…hm, oje, schnell weg, diese Rasse kann man gar nicht erziehen. Oder doch? Während sich Menschen sehr viel Gedanken über Rasse, Geschlecht und Alter machen, machen Hunde kurzen Prozess. Ein Hund ist ein Hund (Punkt).

Sie kommunizieren einfach normal miteinander und fertig, was man immer wieder deutlich an den unterschiedlichen Straßenhunden erkennen kann.


Zurück zur Erziehung: während meine Hündin immer noch nicht Sitz, Platz, Fuß kann, da ich noch nicht im Entferntesten daran gedacht habe, es ihr beizubringen, hatten wir heute einen wundervollen Morgenspaziergang. Sie trabte fröhlich neben mir her, hüpfte nach Mäuschen, stöberte in Gräben, beobachtete mit mir Hunde und Menschen, die an uns vorbei liefen und dann passierte es…

2 Meter vor uns hüpfte ein Hase hoch und hoppelte vor uns auf dem Weg von dannen. Leni schaute hinterher, ich gab ein Signal / Kommando, keine Reaktion, Leni guckte weiter…Ausatmen, Entspannen, Leni guckte mich an, kam zu mir, es gab ein paar Leckerchen und wir gingen entspannt in die andere Richtung weiter.


Naja, innerlich tobte ein Feuerwerk, Jubelschreie und Freude ohne Ende, denn auch Trainer sind nur Menschen ;o)

Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster

Mittwoch, 13. Juli 2016

Trainingsziel erreicht - Beziehung beschädigt

Mir fällt immer wieder auf, dass immer noch auf Trainingsmethoden zurückgegriffen werden, die die Beziehung zwischen Hund und Mensch außer Acht lassen.

Fühlt sich ein Hund wohl, so kann er Stress gut bewältigen. Wenn allerdings die Bezugspersonen, die einem Hund Sicherheit geben sollten, Dinge tun, die unangenehm, überwältigend oder brutal sind, so werden in einem Hund zwei vollkommen widersprüchliche Instinkte aktiviert. Zum einen der Fluchtreflex und zum anderen der Bindungsreflex, der besagt, dass man Schutz bei seiner Bezugsperson suchen soll.

Arbeitet man mit Doppelbotschaften, den sogenannten Double Binds, so ist das eine effektive Methode einen Hund gehorsam, allerdings auch, um einen Hund vollkommen zu verunsichern oder gar verrückt zu machen. Diese beiden folgenden Methoden werden auch beim Menschen angewendet, um ihn zu brechen oder auch um ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen. 

·        Man ändert ständig die Regeln, so dass man nie weiß, was richtig oder falsch ist
·        Man sagt etwas, aber die Körpersprache drückt etwas Anderes aus

Bedient man sich also im Training Methoden, die den Hund einschüchtern und / oder verängstigen, so kann das für einen Hund existentiell bedrohlich wirken. Dadurch muss der Hund seinen Energielevel ständig sehr hoch halten, d.h. der Kampf- und Fluchtmechanismus ist die ganze Zeit an, um schnell reagieren zu können. Diese Unruhe kann sich nicht nur in Hyperaktivität äußern, sondern auch in vielen anderen Symptomen. Einige Hunde können plötzlich nicht mehr alleine bleiben, andere wiederum bellen vermehrt, reagieren über oder explodieren förmlich bei Nichtigkeiten. Welch ein Chaos, wenn ausgerechnet die Person, die einem Hund Schutz bieten sollte, die ist, die den Hund anbrüllt, runter drückt, am Halsband würgt oder andere Maßnahmen ergreift, die den Hund „gehorsam“ machen soll.

Eine sichere Methode zu erkennen, ob sich jemand dieser „unmenschlichen“ Methode bedient ist, dass sich jemand darüber lustig macht, dass man zu nett zu seinem Hund ist. Ein Hund der nur nett und freundlich behandelt wird, kommt vielleicht nicht, wenn man ihn ruft, macht alleine einen Ausflug oder er tut und lässt was ihm gefällt. Er ist einfach nur nicht gut trainiert. Aber er wird es niemals nötig haben, Formen der Aggression zu zeigen. Warum eine Tür eintreten, wenn sie ständig geöffnet ist.


Menschen kommunizieren zu 80 % über Körpersprache, 10-20 % gelten der Betonung, der Stimmlage und nur höchstens 10 % dem Inhalt unserer Worte. Da also ein Hund niemals in der Lage sein wird, den wirklichen Inhalt unserer Worte zu verstehen, sollten wir unser Augenmerk einmal mehr auf unsere Körpersprache und unsere Tonlage legen.

·    Wie oft benutzen wir eine tiefe, knurrige Stimmlage und wollen aber, dass sich unser Hund uns nähert…
·    Wie oft möchten wir einen Hund beruhigen und Ruhe in eine Situation bringen, und machen eher Stimmung mit unserer Stimme…
·    Wie oft halten wir die Luft an und bauen Spannung auf, wollen aber, dass unser Hund ganz entspannt an Menschen oder Hasen vorbei läuft…
·    Wir möchten uns einem Hund freundlich nähern und zeigen, dass wir nett und freundlich sind, beugen uns aber über einen Hund und fassen mit der Hand auf den Kopf…
·    Wir bringen einem Hund keine sauber aufgebauten Kommandos bei, reagieren aber verärgert, wenn er nicht tut, was wir wollen…
·    Wir sagen nie, was wir gut und richtig finden, halten aber mit unserem Gemecker und Grenzen setzen nicht hinterm Berg…

Double Binds begegnen uns allen im täglichen Leben. Jedoch sollten wir bemüht sein, es besser zu machen und vor allem nicht wütend auf unser Gegenüber zu sein, nur, weil wir nicht klar und freundlich kommuniziert haben. Führung sollte auf Empathie basieren und den Versuch, den Hund so sicher und freundlich durchs Leben zu begleiten.



Neue Wege zu lernen und umzusetzen ist anstrengend, aber es lohnt sich. Es wird Zeit umzudenken!


Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster