Sonntag, 18. Februar 2024

Gehorchen vs. Sozialverhalten

Gehorchen <-> Sozialverhalten

Tiere reagieren mit unterschiedlichen Verhaltensweisen auf Gefahr. Bewegungsabläufe, die einem Tier dazu dienen, sich vor potentiellen Angreifern in Sicherheit zu bringen, sind in allen wesentlichen Elementen angeboren.

Während Fische Schwarmverhalten zeigen, rollen sich Igel zusammen, Schildkröten ziehen den Kopf ein, Pferde rennen weg und Esel bleiben stehen und verwurzeltn ihre Füße auf der Erde. Kaninchen verharren geduckt am Boden und selbst Mäuse müssen blitzschnell entscheiden, ob sie flüchten oder in die Schockstarre verfallen.

All diese Entscheidungen werden nicht bewusst, sondern vom Nervensystem mit seiner Amygdala getroffen. Es scheint, als ob diese einen Schalter umlegt, so dass verhindert wird,  dass die Amygdala zwei widersprüchliche Verhaltensweisen an die Muskeln weitergibt: die Aktivierung der Schockstarre hemmt das Flüchten.

Auch beim Hund gibt es diese genetischen Veranlagungen. Nicht nur bei der Kommunikation,  sondern besonders bei Gefahr, da dieses alte System dominiert, und schwer bewusst zu kontrollieren ist.

Während wir Menschen jedoch bewusst Risiken eingehen, um Neues zu entdecken, bleiben Tiere lieber in ihrer gewohnten, sicheren Umgebung und verlassen nicht ihre Komfortzone,  solange sie nicht auf der Suche nach Futter,  Wasser und / oder einem Sexualpartner sind.

Leider scheint beim Thema Hund, die Biologie immer mehr außer Acht gelassen zu werden.

Wie oft beobachte ich Hunde, die beim Anblick eines Joggers oder eines Hundes plötzlich stehen bleiben und am Boden schnüffeln...

... während ich zügig in die Seitenstraße  einbiegen möchte,  weil ich dem "der tut Nix" ausweichen will. In der Natur würde der entgegenkommende normalerweise sofort reagieren und adäquat antworten, so dass kein Konflikt entsteht.

Hat der Hund jedoch gelernt auf jeden zuzustürmen, sich in die Leine zu hängen und / oder den anderen anzustarren, werden im Gegenüber schnell Defensivstrategien aktiviert.

10, 9, 8... und es kracht.

Natürlich kann man seinem Hund durch Vertrauen und Training beibringen, auch mal eng an einem fremden Hund vorbei zu gehen. Aber sind wir mal ehrlich, wie oft passiert es, dass plötzlich der Hund rüber springt und im Hals deines Hundes hängt oder lautstark bellt. Manchmal höre ich auch nur die Geräusche eines röchelnden, Krallen scharrenden Hundes, der galoppierend in der Leine hängt.

Sehr bedrohlich wirken auch die Hunde, die sich breitbeinig mit starrem Blickkontakt wie ein Bodyguard vor einem aufbauen... der Ruck an der Leine, der die Augen noch mehr nach außen drückt, trägt zu einem sanften Blickkontakt leider auch nicht bei.

Hunde sind hoch soziale Wesen, aber keine Menschen. Daher reagieren sie intuitiv auf Gefahr und soziale Interaktionen.  

Wer als Welpe keine Sicherheit kennen lernen durfte, konnte nicht lernen, mit Angst umzugehen. Diese ersten Überlebensmuster können dann zu Lebensmustern werden, so dass die Vergangenheit immer wieder reinziniert und die Entwicklung gehemmt wird.

Es wird automatisch und blitzschnell reagiert, durch die alten, abgespeicherten Überlebensstrategien.

Alles um uns herum wird immer hektischer mit ohrenbetäubendem Lärm, und anstelle zur Ruhe zu kommen,    wird ein Hund ins Haus geholt,  mit der Erwartung einen Ausgleich zu finden.

Kann es sein,  dass wir das Hundetraining dazu benutzen, den "Lärm" nicht hören zu müssen...

Genießt die Zeit mit euren Hunden, bringt ihnen bei, wie man sich sozial verhält und lehrt sie,  dass Respekt keine Einbahnstraße ist.

Respekt und Liebe nicht nur heute, sondern an 365 Tagen im Jahr.  ❤️

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