Donnerstag, 4. August 2016

Traumatisierte Hunde

Tierversuche spielen in der Psychologie seit jeher eine wichtige Rolle, weil deren neurologische Strukturen dem der Menschen sehr ähnlich sind.

Einfache Reaktionen z.B. körperliche Reaktionen auf Stress oder ganz einfache Lernprozesse, lassen sich schon an Mäusen und Ratten studieren, wohingegen komplexere Reaktionen (komplexe Lernprozesse oder soziale Verhaltensweisen) an höher entwickelten Säugetieren (Affen, Hunden, Katzen) untersucht werden. 
Die wohl bekanntesten Experimente mit Hunden sind:

  • Erlernte Hilflosigkeit von Martin Seligman
  • Pawlowscher Hund - klassische Konditionierung von Iwan Petrowitsch Pawlow
  • Voice - Sensitive regions in the Dog and Human Brain
Mögen diese Tests auch noch so umstritten sein, so zeigt es sich, dass die Psychologie eines Hundes zu bahnbrechenden Erfolgen in der Psychologie des Menschen geführt hat. Mal abgesehen von der Sprache und den moralischen Vorstellungen, lässt sich für mich daraus ableiten, dass

Gefühle und Reaktionen eines Hundes denen eines Menschen nahezu identisch sind.


Der einzige Unterschied besteht darin, dass Hunde Emotionen nicht bewerten und als gut oder schlecht bezeichnen. 

Diese Information ist sehr wichtig, besonders wenn man mit emotional auffälligen Hunden zu tun hat. Sei es ein Hund der Aggressionen auslebt, sowie ängstlichen Hunden. Aggressive Hunde lassen uns oft wütend und frustriert werden, wohin gegen ängstliche Hunde sehr oft Mitleid in uns Menschen hervorrufen. Und das ist für viele schwer auszuhalten.

Mitleiden und auf Aggressionen mit Gegenaggression zu reagieren, sind nur leider die schlechtesten Voraussetzungen, einen Hund zu stabilisieren. 


Ein Körper ist wie eine Datenbank, in dem die gesamte Vergangenheit gespeichert ist. Egal wie lange etwas her ist, der Körper wird sich immer wieder daran erinnern.

Gefühle bleiben so lange, bis sie nicht mehr benötigt werden, bis die Gefahr vorüber ist. War ein Erlebnis zu schnell, zu massiv oder zu plötzlich, dann wurden alle Bewältigungsmechanismen weit überfordert, und der Körper konnte das Erlebnis nicht verarbeiten. Dadurch bleiben diese Energien im Körper und werden beim nächsten Ereignis wieder zum Leben erweckt (Trauma Reaktivierung), oder die Erregung bleibt im Körper und der Körper erkrankt. Denn wie schon der Biophysiker und Psychologe Dr. Peter Levine sagte: 

"Trauma entsteht nicht im Ereignis, sondern im Nervensystem." 


Natürlich kann man kurzfristig mit bestimmten Methoden einen Hund durchs Leben führen (Clickern, Markern, Benennen...) oder dadurch einen "Fuß in die Tür bekommen", jedoch wird es über kurz oder lang immer wieder dazu kommen, dass das Stammhirn alles Erlernte überschreibt und der Körper instinktiv reagiert. D.h. es werden Reaktionen eingeleitet, bevor sich der Neocortex die Situation in Ruhe anschauen und beurteilen kann. 

Wenn ein Hund z.B. gelernt hat, dass sein Handeln Einfluss auf das Beenden einer für ihn negativen Situation hat, dann wird er sich bei erfolglosen Situationen hartnäckiger verhalten als ein unerfahrener Hund. 


Das sind für mich die einzigen Gründe, warum ein Hund Aggressionen einsetzt, weder aus Dominanz- oder Rangordnungsgründen, noch aus Spaß am Beißen, oder aus Jux und Dollerei, sondern einzig und allein, um sich zu schützen. 

Daher ist langsames Vorgehen und Geduld das A und O im Training, damit sich ein neues Verhalten etablieren kann.

Es ist wichtig, eine Möglichkeit zu finden, dem traumatisierten Hund zu helfen und ihn zu regulieren, ohne ihn wieder in eine für ihn traumatische Belastung zu schicken. Daher sollte es im Training nicht dazu kommen, dass sich ein unerwünschtes Verhalten immer wieder zeigen kann. 

Auch ist es fatal zu glauben, den Hund nur noch in bestimmten Stresssituationen zu füttern, nach dem Motto "wenn er nur genug Hunger hat, dann wird er es schon tun". Fressen ist überlebenswichtig, und es macht überhaupt keinen Sinn, ein Trauma mit einem anderen behandeln zu wollen. 


Es braucht Zeit, Geduld, Sicherheit und jemanden, der für uns da ist!

Ein gesunder Hund hat Spaß am Leben und die Neugier bringt sie dazu, dass Leben zu erkunden. Sollte eine Gefahr im Anzug sein, so wird ein Hund immer versuchen, dieser auszuweichen, denn ein unnötiger Kampf wäre pure Energieverschwendung, welche benötigt wird, um an Nahrung zu kommen. Wenn ein Hund seine gewohnte Umgebung nicht verlassen und nicht spazieren gehen will, so sollte man immer hellhörig werden. 

Schmerzen verursachen Gehirnwäsche, und daher sollte bei unklarer Ursache der Angst immer an Krankheiten gedacht und professionelle Hilfe zu Rate gezogen werden.

Angst ist ein ernst zunehmendes Gefühl und sollte nicht überspielt oder ignoriert werden. Das macht es in der Regel nur noch schlimmer. 

Es ist wichtig, dass ein Hund lernt, sich wieder sicher zu fühlen. Daher sollte man in einer Umgebung anfangen, in der sich der Hund sicher fühlt und lernen kann. Verschiedene Körperbewegungen und Körpertherapien helfen, damit sich ein Hund wieder sicher in seiner eigenen Haut fühlt. Um jedoch voran zu kommen ist es unumgänglich, dass ein souveräner Mensch und / oder Hund bei der Begleitung hilft, den traumatisierten Körper und Geist zu regulieren. 




Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster

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