Freitag, 12. August 2016

Berührungen transportieren Emotionen

Die Haut ist das größte Sinnesorgan unseres Körpers. So können wir Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Druck, Bewegungen und Berührungen spüren.

Jeder Kontakt mit der Haut reizt die Nerven und ruft daher bestimmte Emotionen hervor, denn Berührungen können Ausdruck von Nähe, Zuneigung, Anziehung, Sympatie, Vertrauen und Bedrohung sein. 

Daher ist es wichtig, besonders bei den ersten Berührungen, eine gewisse Distanz zu wahren, und nicht die Berührungsbarriere zu schnell zu überwinden. Denn viele Hunde mögen es überhaupt nicht, zu früh und zu plump körperlich berührt zu werden. 

Berührungen jeglicher Art sind in der Tat etwas sehr intimes, und werden daher in unterschiedlichen Situationen, von unterschiedlichen Lebewesen, zu unterschiedlichen Situationen als angenehm oder unangenehm bewertet. 




Wenn mich jemand fragt, insbesondere ein Kind, ob es meinen Hund streicheln darf, lautet meine Antwort in der Regel: "Lass uns doch mal den Hund fragen." Kinder verstehen das sehr gut, denn besonders wenn sie noch klein sind, werden sie von so vielen Verwandten und Bekannten angefasst, gedrückt, hochgehoben und geknuddelt, dass sie diese Grenzüberschreitung sehr gut nachvollziehen können und wissen, wie es sich anfühlt, Dinge über sich ergehen lassen zu müssen.


Jemanden ständig anfassen zu müssen ist mindestens genauso verhaltensauffällig, wie jemanden nie berühren zu wollen. 

Von Natur aus sind soziale Lebewesen, Menschen sowie Hunde, auf Nähe aus. Der Beweis ist schnell erbracht, denn die Sterblichkeitsrate schießt immens in die Höhe, wenn Welpen und Menschenbabys nur "versorgt", aber nicht umsorgt werden.


Körperkontakt ist also lebensnotwendig!

Wieso passiert es jedoch immer wieder, dass einige Hunde sowie Menschen auf Nähe mit Distanz vergrößernden Maßnahmen reagieren? In der Regel deswegen, weil vorher jemand mit ihnen zu weit ging. Jedes Lebewesen verfügt über eine sogenannte Individualdistanz, die Distanz, in der man sich wohlfühlt. Wird diese Individualdistanz unterschritten, wird ein Hund mit Flucht, Meide- oder gegebenenfalls mit Angriffsverhalten reagieren.

Wir sollten öfter einfach nur mal ruhig stehen bleiben, uns abschnüffeln lassen und warten bis der Hund wieder geht. 


Keine Erwartungen, Wünsche und Forderungen an ein Gegenüber zu haben, lässt Misstrauen schwinden und Vertrauen wachsen.

Das Berührungen Emotionen transportieren können zeigten zwei Experimente:
  • In dem ersten Experiment von James Coan , wurden 16 verheiratete Frauen mit Elektroschocks bedroht, während sie die Hand des Ehemannes oder eines Fremden hielten oder auf sich alleine gestellt waren. Am wenigsten bedroht fühlten sich die Frauen, wenn sie die Hand ihres Mannes hielten. Sogar das Gehirn zeigte dann am wenigsten Reaktionen.
  • Das andere Experiment von dem US-Psychologen Matthew Hertenstein sollte beweisen, dass nur durch Berührungen verschiedene Emotionen wie Dankbarkeit, Ekel oder Liebe vermittelt werden können. Hierzu sollte die Versuchsperson einen Fremden, der die Augen verbunden hatte, berühren. In 70% aller Fälle gelang das Experiment. 
Da Hunde noch feinfühliger als Menschen sind, kann man davon ausgehen, dass sie jeden noch so kleinen Gedanken spüren können.


Bei Aufregung und Stress laufen viele Vorgänge im Körper ab. Die Haut betreffend führt die Kontraktion der Haarbalgmuskeln zur Aufrichtung der Haare, der sogenannten Gänsehaut. Die Körpertemperatur steigt an, und dadurch werden die notwendigen chemischen Reaktionen im Körper beschleunigt. Auch Muskeln erfahren eine Leistungssteigerung. Andererseits muss durch vermehrte Produktion von Schweiß einer Überhitzung entgegengewirkt werden. Die Haut leistet in solchen Momenten Höchstleistung. 

Aufgrund dieser Symptome ist es oftmals das Beste, einen Hund in solchen Momenten besser nicht zu berühren. Unsere eigene Unruhe wird sonst explosionsartig auf den Hundekörper übertragen und wirkt kontraproduktiv.  Es sei denn, man ist wie "ein Fels in der Brandung", dann kann durch ruhiges Hände auf den Körper legen, ein Hund ruhiger werden. 

Überlassen wir im Zweifelsfall unserem Hund die Entscheidung, ob und wie viel Nähe er braucht und ihm gut tut.


Mit hunde-freundlichen Grüßen, Stephanie Küster


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